01.07.2022: Inneres Wachstum

In den letzten Monaten war an dieser Stelle öfters von sichtbaren Zeichen und einer verstärkten Außenwirkung des Neubaus die Rede. Das sichtbarste Zeichen - der Kran - ist inzwischen abgebaut und das unangenehmste Zeichen - obwohl ich beim Richtfest von Anwohnern erfahren durfte, dass dieses auch als angenehm empfunden werden konnte, nämlich die komplette Straßensperrung - ist mittlerweile nur noch eine halbe Straßensperrung.
Aber wer denkt, es kehre Müdigkeit ein, der liegt falsch, denn wir wachsen innerlich. Seit der Rohbau abgeschlossen ist, tummeln sich immer mehr verschiedene Gewerke, die nun dafür sorgen, dass unser Neubau auch unseren Ansprüchen gerecht wird. Da sind die Heizungsbauer, die Rohre in Schleifen und Schlaufen legen; Elektriker, die unzählbare Meter an roten, grauen und schwarzen Kabeln an allen möglichen und unmöglichen Stellen durchziehen; Verputzer, die den für manchen vielleicht zu groben Beton unter glatten Schichten verbergen; Trockenbauer, deren Arbeit in nicht mehr allzu langer Zeit für einen angenehmen Klang in den Räumen sorgt und viele mehr.
Und immer deutlicher wird, dass bei einem Haus die Planung nach der Erstellung von Fundamenten, Wänden und Decken nicht aufhört. Unzählige Entscheidungen sind derzeit zu treffen, die alle am Bau Beteiligten auf Trab halten. 
Schafft es z.B. der Rollstuhlfahrer durch eine Tür, wenn diese stumpf einschlägt oder muss diese doch gefälzt ausgeführt werden um das erforderliche Maß, zu erhalten? Wie kann ich einen Spiegel auf einer Brandschutztür befestigen, ohne dass diese ihre Zulassung verliert? Soll die Sauberlaufmatte mit Rips oder Noppen sein? Auf welchem Stuhl kann man als Musiker am besten sitzen. Oder - besonders spannend - was machen wir, wenn Produkte, mit denen geplant wurde, nicht auf dem Markt verfügbar sind? So treffen uns zum einen extreme Lieferengpässe aber es kommt auch vor, dass Produkte gar nicht mehr hergestellt werden. Aktuell betraf das die Akustikverkleidung der Aula. In diesem neuralgischen Bereich kann nicht einfach auf ein anderes Produkt umgestellt werden. Es waren mehrere Abstimmungsrunden mit Hersteller, Akustikgutachter und Verarbeiter erforderlich, um eine Lösung zu finden.
Bis zum Einzug werden uns wohl noch viele dieser Fragen ereilen, aber was man jetzt schon ganz deutlich sieht: auch die Gemeinde wächst im Innersten zusammen. Wer die Möglichkeit hat, sich zum Beispiel im 1. Obergeschoss in den Tanzraum oder in das Café zu stellen, der erfährt nun, was dieses neue Gebäudeensemble bewirkt: man sieht seinen Nächsten - egal ob dieser in einem Übungsraum ist, im Tanzsaal, im Café, auf dem Spielplatz oder vielleicht auch auf dem neu entstehenden Sitzbereich oberhalb des Müllraums: man ist sich nah und möchte dem Anderen die Hand reichen und fragen: Hey, was machst du da Schönes? Erzähl mir doch davon.
Und damit ist unser Neubau Grundlage für das, was wir alle möchten: ins Gespräch kommen und im Kontakt bleiben.

Doris Krian
Projektleiterin Neubau



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